Elberfeld-West Industrie und Gewerbe 1865 unbekannt

Alte Papierfabrik Elberfeld

Erläuterung der Architekten: Das Gebäudeensemble der ehemaligen Elberfelder Papierfabrik blickt auf eine mehr als 100jährige, durch wechselnde Nutzungen geprägte Geschichte zurück. 1876 gründete Carl Remkes im Haus Friedrich-Ebert-Straße 130 eine kleine Papierfabrik, aus der 1899 die Elberfelder Papierfabrik AG wurde. Die Fabrik wurde um die Jahrhundertwende groß ausgebaut und erweitert, das gesamte Areal zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Nützenberger Straße ausnutzend. Das Unternehmen (ab 1899 mit Sitz in Berlin-Zehlendorf) produzierte in Elberfeld bis Anfang der 1960er Jahre. In der Folgezeit dienten die Hallen und Räume hauptsächlich als Lagerflächen für Kleingewerbe, die ehemalige Papierfabrik verfiel.

2000 begann die Revitalisierung der alten Papierfabrik. In der reizvollen, historischen Bausubstanz entstand in zentraler Lage eine Mischnutzung aus Eventbereichen, Büroflächen, Gesundheitszentrum und Wohnen mit Industrieloft-Charakter.

Die gelungene Revitalisierung dokumentiert sich durch die Auszeichnung lebendige Unternehmenskultur 2006 im Rahmen der Regionale 2006 sowie die Aufnahme in die Route der Industriekultur 5.
Im Rahmen des 1.Bauabschnitts ist der Sport-Park Elberfeld mit Fitness- und Aerobicstudio, Bowlingbahnen, Gastronomie sowie ein großer Eventbereich gestaltet, 7.800 qm Nutzfläche sind in der historischen Bausubstanz geschaffen und für die aktuellen Anforderungen - auch hinsichtlich des Brandschutzes - ausgerüstet. Der 2. Bauabschnitt verlagert die Flächen des Aerobicstudios, schafft im Sport-Park mehr Platz für Gastronomie, Veranstaltungen, Schulungen, Hochzeiten und auf zusätzlichen 4.800 qm Räume für Büros, Arztpraxen, Physiotherapie und großzügiges Wohnen.

Die historische Substanz wird weitgehend erhalten und aufgewertet, spätere Eingriffe werden zurückgebaut. Die vorhandenen Erschließungen wurden renoviert und behutsam ergänzt. Ein neues Treppenhaus aus verputztem Mauerwerk ermöglicht den Zugang zur chirurgischen Ärztepraxis, neue und teilweise renovierte Aufzugsanlagen erschließen die oberem Ebenen. Die Farbigkeit und Materialität der rotbraunen Ziegelfassaden wirkt bestimmend für das Ensemble. Neue Bereiche sind verputzt abgesetzt. Spuren von ehemaligen Gebäudeteilen, wie Wandanschlüsse von Shed-Dächern sind sichtbar belassen.
Im Inneren sind die Ebenen klar und weiss gehalten, flexible Einbauten und GK-Trennwände ermöglichen flexible Nutzungsstrukturen und gewährleisten minimale Eingriffe in die historische Bausubstanz. Die Gestaltung der großzügigen Wohneinheiten mit frei in den Raum gestellten Versorgungs-Containern ermöglicht ebenfalls eine hohe individuelle Flexibilität. Die Dachbereiche sind durch Einschnitte für Loggien mit Blick über die Dächer der Stadt versehen. Die alte Papierfabrik ist heute vitaler denn je und die Geschichte bleibt in der neuen Nutzung spürbar.

Rocho Architekten

© Fotos:

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